Nostalgie, Zeitgeist oder gar ein Muss?
Die Holzernte hat eine rasante Entwicklung hinter sich. Heute gleichen Forstwirte mehr einem Astronauten mit Hightech-Geräten als dem Waldarbeiter mit Blaumann, Kappe und Drummsäge wie vor 70 Jahren. Das Pferd oder der Schmalspurtraktor sind vom Spezialschlepper oder Forwarder mit extra breiten Reifen und Greifkränen abgelöst. Diese Entwicklung brachte mehr Nutzung in den Wald, aber auch mehr Schonung für Wald und Menschen. Ja sogar der Waldarbeiter wird in vielen Bereichen durch den Harvester, die fahrende Holzerntezentrale ersetzt. Hat auch das Pferd ausgedient? Ausgedient, ja so schien es für lange Zeit. Das Pferderücken geriet regional sogar ganz in Vergessenheit. Schade eigentlich, ist es angesichts des technischen Forstschritts doch heute möglich, das Pferd nur noch in Bereichen einzusetzen, für die es auch wirklich gut geeignet ist. Natürlich kann es in Sachen Leistung meist nicht gegen Maschinen konkurrieren, wohl aber in Sachen Qualität und auch in Sachen Ökologie.
Bei der Pflege jüngerer Waldbestände in der Ebene ist es durchaus sinnvoll, auch heute noch Pferde einsetzen. Muss man dort mit Kanonen nach Spatzen schießen, nur um einige wenige Euros mehr zu verdienen?
Kinder brauchen Pflege, wenn aus ihnen etwas werden soll und Pflege kostet Geld. Ein Spruch meines Vaters, wenn er über junge Wälder sprach. Diesen Spruch habe ich mir gemerkt und möchte das Pferderücken im BioKlimaWald Alf, aber auch den anderen Wäldern des Forstreviers Mosel wieder etablieren.
Seit gut einem Jahr setzen wir deshalb wieder Pferde ein. Im Bioklimawald Alf haben wir in den letzten Tagen unseren wertvollsten Nachwuchsbestand, quasi unsere U21, die Eichen am Fass, durch die Fa. Zimmermann aus Windeck bearbeiten lassen. Mit zeitweise vier Kaltblütern, von denen immer nur zwei zeitgleich im Einsatz waren, wurde Brennholz für die Alfer Bürger gerückt. Keine Schäden, keine Spuren. Es war eine Augenweide, die schönen Tiere dort „arbeiten“ zu sehen. Unter den ruhigen, aber bestimmten Kommandos ihrer Betreuer wurde Stamm für Stamm zum Abfuhrweg gezogen. Pferd und Rücker machten dabei einen zufriedenen, harmonischen Eindruck und die Kaltblüter ließen sich auch mal von unseren beiden jungen Freiwilligen im ökologischen Jahr führen. Ein Erlebnis mit Seltenheitswert!